26.10.2013
Hans Balda und T. Scharrenbroich
"soundfiles"

Thomas Scharrenbroich und Hans Balda bespielen den Kunstraum mit einer Parallel-Improvisation/-Installation aus Bild/Licht und Ton/Musik. Seh-, Hör- und allgemein Wahrnehmungsgewohnheiten sollen aufgebrochen werden in diesem experimentellen Zusammenspiel von Raum, Publikum, Bild und Ton.

Soundfiles / Lightfiles im Kunstraum

Zwei Künstler, die sich nicht gesucht, und doch gefunden haben: Der eine Hans Balda, Musiker und Musikpädagoge, der andere Thomas Scharrenbroich, bildender Künstler und Kunsterzieher / -dozent. Im Kunstraum Schmiedgasse boten sie einen weiteren Teil der experimentellen Reihe, in welcher sie in einem gemeinsamen Auftritt Klang und digitale Bilder improvisieren.
Seit 2009 arbeiten beide auf diese Weise zusammen, waren bereits in Waldkirchen und 2012 auch im Jazzatelier Ulrichsberg zu sehen und zu hören. Die Idee dahinter, hinter „Soundfiles / Lightfiles“, ist es, einander gegenseitig sowie den Raum und das Publikum mit der eigenen Beschäftigung mit visuellem bzw. auditivem Material zu konfrontieren. Balda und Scharrenbroich spielen zusammen, indem sie bewusst nicht aufeinander achten, sondern in ihrem eigenen Zentrum bleiben und alles andere nur als unspezifizierte Umgebung wahrnehmen. In diesem Prozess überlassen sie sich ganz dem, was passiert, aufeinander trifft oder aneinander vorbeigeht, zusammenpasst oder nicht zusammenpasst.
Und dennoch verbindet beide ein sozusagen geistesverwandter Zugang zu ihrem Schaffen, ohne den sie wohl auch nicht zusammengefunden hätten. Was Scharrenbroich, der einen Lehrauftrag für digitale Bildbearbeitung an der Universität Passau innehat, macht, ist oberflächlich gesehen „Computerkunst“. Die gehängten Bilder, die er begleitend zu diesem Abend gezeigt hat, sind digital bearbeitet. Das Projekt dahinter, das er seit 1998 unter dem Begriff „Digitale Dimensionsumwandlung“ verfolgt, ist jedoch zunächst eine Auseinandersetzung mit realem gegenständlichen Material, und Scharrenbroich lotet die Ästhetik und Transformierbarkeit desselben über das ganze Spektrum des materiell Gegenständlichen bis hin zur digitalen Kopie und einer dementsprechend anderen Gesichtspunkten unterworfenen Zerlegbarkeit in bloße Daten hinweg aus.
Ganz genau in diesem Sinne ist Hans Balda an „Sound“ bzw. Klang interessiert. Auch ihn beschäftigt, als experimenteller Künstler, ein Phänomen, das noch vor jeder sogenannten „Musik“ steht. Oder analog zu Scharrenbroich, vor jeder bildnerischen Idee. Hans Balda kann nicht nur auf frühe avantgardistische Projekte als Musiker, sondern auch auf eine jahrzehntelange, musikphilologisch zu nennende Beschäftigung mit theoretischen Grundlagen zurückblicken.
Beiden geht es wohl um das Austesten des Stoffes, mit dem sie sich beschäftigen, um das Zurückgehen hinter herkömmliche ästhetische Konzepte und um neue Perspektiven. Gleichzeitig, und das macht den Reiz der Zusammenarbeit aus, aber auch um eine bewusst gesuchte Interaktion zwischen bislang auseinanderdefinierten Kunstformen in demselben Geiste.